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  • AutorenbildKathie

Über Abschlussarbeiten, das Gedächtnis und Hausschuhe

Aktualisiert: 27. Apr. 2018

Schon wieder Donnerstag und ich mache mal eben ein kurzes Gedankenspiel mit euch. Heute apelliere ich an euer Vorstellungsvermögen.

Man stelle sich vor: ein Haus in einer beruhigten Wohngegend. Schicke Vorgärten, gestriegelt und gepflegt, saubere Fenster, gut verriegelte Gartentore, roter Klinker.

Ihr seht die leuchtensten Farben, die Sonne scheint, kein Wölkchen am Himmel. Ihr flaniert die Strasse entlang, erfreut euch an den blühenden Pflanzen, Kirsche, Tulpe. Rosa.

Rot.

Seht ihr es vor eurem geistigen Auge?





Und dann...plötzlich kommt ihr auf ein Haus zu, es passt so gar nichts ins Bild. Über diesem Haus, oh je, ach du Schreck, was ist das?! DUNKLE dunkle Gewitterwolken. Schwerer Sturm. Blitze und Donner.


Ja, ihr habt es auch fast gedacht. Das ist bei uns.

Hier hängen gerade Gewitterwolken.

Und eigentlich ist das als kleine Vorwarnung an meinen Mann gedacht. Mach dich auf was gefasst wenn du nach Hause kommst!

Wieso?

Erzähle ich euch.


Hier wird bald etwas ganz offiziell vermisst.

Es werden bald Schuhe vermisst.

Nachdem letztes Jahr bereits aus unerklärlichen Gründen die Sandalen meines Mannes verschwunden sind (EVENTUELL sind sie mir AUSVERSEHEN!!! in die Altkleidertonne gerutscht), sind nun bald seine Hausschuhe spurlos verschwunden.

Wieso fragt ihr euch?


Also ihr müsst wissen diese Dinger vermehren sich hier aus mir absout schleierhaften Gründen. Gefühlt haben wir 55845 Paare und die sind einfach IMMER im Weg.

Ich hatte dich bereits mehrfach gewarnt, Schatz.

Man kann mir nicht vorwerfen, ich hätte nichts gesagt.

Sophia ist gerade in meinem Bett eingeschlafen und ich wollte schnell was aus dem Zimmer holen..... leider bin ich dann im Dunkeln über diese %%$%$$%$ Schuhe gestolpert.

Ich bin es ja gewohnt pinibel darauf zu achten die Füße nicht zu sehr zu heben, damit ich nicht auf Spielzeug, Bauklötze, Legosteine oder Puppen trete, die mal wieder überall verteilt sind. Aber an Crocks hatte ich nun nicht gedacht.

Also:

WIE FLUCHE ICH HIER NUN SO, DASS NICHT ALLE BESCHÄMT DEN TAB SCHLIESSEN?!?!?!?!


Ihr stellt es euch jetzt sicher so vor, wie bei Ana, als sie in Grey's Büro gefallen ist und sich daher einen milliardenschwerden Traumann und Glück bis in alle Ewigkeit gesichert hat (jaaaaaaaaa klar, Glück und den Mann usw hab ich ja auch... an den Milliarden arbeiten wir noch).


Aber nein. So war es nicht.

Bei mir gab es bei dem Sturz nur blaue Flecken und noch schlimmer: Ein waches Kind.


So.

Und deshalb jetzt nochmal ein Memo an mich: Check mal eben wann der Müll an die Strasse muss. Dann kann ich vorher Schuhe entsorgen.


Memos brauche ich übrigens ständig.

Ich habe das Gefühl seit meinen Schwangerschaften ist die so genannte Schwangerschafts-Demenz einfach geblieben.

Ich vergesse wirklich ALLES. War ich vorher schon die Verpeiltheit in Person bin ich nun ohne meine Erinnerungsfunktion im Handy einfach verloren.


Erinnerung an sich ist ja schon ein Thema.


Bei diesem Gedanken fällt mir ein:

Eigentlich bin ich ja die Fachfrau auf diesem Gebiet.

Mal im Ernst.

De Facto war Erinnerung das Thema meiner Magisterarbeit.

Oder genauer: "Medien und Erinnerung - Zur Beeinflussung der Erinnerung und des öffentlichen Gedächtnisses durch Medien und Massenmedien in der Bundesrepublik Deutschland".

FunFact: Ich musste gerade selber den Titel nachschlagen.

Ich habe diese Arbeit geschrieben und weiss nicht mal mehr den Titel.


Die vergangenen 6 Jahre inklusive 2 Schwangerschaften haben mein Gedächtnis zu einem Sieb werden lassen.

Das lässt mich ein wenig verzweifeln.


Hier schließt sich also der Kreis: Ich schreibe in einem Medium über mein Vergessen. Dramatisch.


Ein Beispiel?

Vor ein paar Tagen waren wir auf einem Infoabend der Kita und im Raum saß auch die liebe Olga.

Ich folge ihr schon ziemlich lange bei Insta und habe sie auch das ein oder andere mal im Supermarkt getroffen.

Und immer wieder habe ich mich gefragt: Woher kennt ihr euch?

Und dann, in der Kita - ich ganz melancholisch weil ich nicht mehr selbst zur Kita gehe sondern bald meine Kinder und wahrscheinlich übermorgen schon meine Enkel- und so ganz in Gedanken versunken an meine Kindheit und Jugend.... da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.


Das ist doch die Olga, mit der du vor wahnsinnigen 15 Jahren heimlich deine ersten Kippen geraucht hast, die ihr vom Vater deiner Freundin geklaut habt.

Potzblitz!

Ich war geschockt. Nicht, weil ich geraucht hab... das Laster bin ich inzwischen zum Glück los...

....sondern über den Umstand, dass ich das doch tatsächlich einfach vergessen habe.


Olga hat inzwischen klammheimlich (okay nicht ganz bei 30000 Followern) zwei Kinder bekommen, ein Haus gebaut und ist irgendwie erwachsen geworden.

Und ich ja auch!

Das wurde mir aber erst mit Blick darauf klar.


Sie ist zum Glück so ein sympathisches Mädel, sie fand es lustig. Falls du das mal liest: Danke für dein Verständnis. Und hol dir gerne mal einen Kaffee ab - sofern du damit leben kannst, dass hier nun Hausschuh-Verbot herrscht.

Leben am Limit.


Nun umtreibt mich allerdings seit Tagen die Frage: Was hab ich noch verpasst in den vergangenen 15 Jahren?

Was hab ich vergessen?


Deshalb hier ein offizieler Aufruf: Wenn ihr mal Teil meines Lebens ward und das hier lest: Erzählt mir doch mal eine alte Anekdote, meldet euch!

Vielleicht kann man mit den Anektoten auch mal ein Spezial machen, wie das am Dienstag hier?

Ein bisschen klingt das ja wie ein Aufruf bei der Sendung "Vermisst". Ihr verzeiht das.

Und an meine Freunde: Ihr braucht euch nicht deshalb melden. An euch erinnere ich mich. Denk ich.

Könnt trotzdem gern anrufen.


Aber mal im Ernst: Frustration hallo.

Ich vergesse sogar trotz Einkaufslisten die Milch.

Neulich hat Flo mir auf dem Weg zum Einkauf noch zugerufen, ich solle Zahnpasta mitbringen. Sophia hat mich dann im Supermarkt daran erinnert. "Mamaaaaa...Papa Zäääähne putz!". Schon nützlich, so eine 2-Jährige.

Wenigstens eine, die nützlich ist.


Also.

Wenn ich ganz viel Lust habe lese ich nun mal meine eigene Arbeit und versuche mich daran zu erinnern, was ich vergessen habe.

In dem Sinne, bis nächste Woche! Den Blog vergesse ich (hoffe ich) nicht.






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